Episode 75 - Absagen an Autoren und die Kunst der Erfolglosigkeit
Kann man Absagen positiv sehen?
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- Die Geschichten in uns (Benedict Wells)
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- Name:
- Foe de Mar
- Datum:
- Sonntag, 08.12.2024 um 15.42:10 Uhr
- Feedback:
- btw:
Bei eurer letzten Schreibaufgabe – zack, auch eine Absage.
Aber ich habe zwischen den Zeilen herausgehört, dass ihr es euch damit nicht leicht gemacht habt.
Danke für die Mühe. Aber ich hatte die Watschn verdient.
Eine der vielen Lektionen einer/s Schreibenden lautet info dump zu vermeiden.
Damit habe ich es wohl übertrieben und zu viel verschwiegen – info hide quasi.
Aber weil wir uns von Absagen nicht unterkriegen lassen wollen, ein neuerlicher Anlauf:
Drei Schritte.
Vielleicht auch vier.
Er zupfte das Bein seiner Badehose zurecht.
Vier schnelle Schritte auf dem Beton … dann einer ins Nichts.
Er holte tief Luft, senkte den Blick und ging an den anderen vorbei.
Zurück zur Leiter.
Manchmal verlangt Angst auch Mut.
Alles Liebe
Foe
- Name:
- Foe de Mar
- Datum:
- Sonntag, 08.12.2024 um 14.27:21 Uhr
- Feedback:
- btw:
Bei eurer letzten Schreibaufgabe – zack, auch eine Absage.
Aber ich habe zwischen den Zeilen herausgehört, dass ihr es euch damit nicht leicht gemacht habt.
Danke für die Mühe. Aber ich hatte die Watschn verdient.
Eine der vielen Lektionen einer/s Schreibenden lautet info dump zu vermeiden.
Damit habe ich es wohl übertrieben und zu viel verschwiegen – info hide quasi.
Aber weil wir uns von Absagen nicht unterkriegen lassen wollen, ein neuerlicher Anlauf:
Drei Schritte.
Vielleicht auch vier.
Er zupfte das Bein seiner Badehose zurecht.
Vier schnelle Schritte auf dem Beton … dann einer ins Nichts.
Er holte tief Luft, senkte den Blick und ging an den anderen vorbei.
Zurück zur Leiter.
Manchmal verlangt Angst auch Mut.
Alles Liebe
Foe
- Name:
- Foe de Mar
- Datum:
- Sonntag, 08.12.2024 um 01.38:39 Uhr
- Feedback:
- "Absagen, Erfolglosigkeit – endlich mal ein Thema, das euch alle betrifft."
Wolfgang, beste Einleitung ever! :D
Tolle Folge. Wichtige Folge!
Mein Senf dazu:
Wer sich auf das Schreiben einlässt, muss eine masochistische Ader haben – schreiben bedeutet leiden. Schreiben bedeutet Absagen zuhauf.
Es beginnt schon ganz früh.
Wie oft erteilst du dir selbst beim Schreiben schon Absagen?: ›Die Stelle ist Murks. Der Dialog ein Witz. Das wird doch nie was. Niemand will das lesen.‹
Vor jedem Agenten hast du deinem Werk schon hundert Mal abgesagt.
Nehmen wir aber an, du hältst durch und es kommt der Tag, dein Manuskript ist fertig.
Schnell ein Exposé gezaubert (hahaha) und weg damit.
Nun folgt, was ihr beschrieben: Absage um Absage oder das große Schweigen.
Gut, dann nicht. Mach ich´s eben alleine.
LektorIn gesucht. (Dazu sei jedem Selfpublisher dringend geraten, auch wenn es kein Pappenstiel ist.)
Fünf passende gefunden, fünf angeschrieben. Eine wird nie antworten, zwei haben keine Kapazitäten, einer ist der Text zu umfänglich, der anderen das Genre zu fremd. Zack, fünf Absagen, wo man sie nun gar nicht erwartet, man hatte doch schon den Geldbeutel in der Hand …
Ist die LektorIn schließlich im Boot, wartet die Flut. Die Absagenflut. Sie gilt nun nicht mehr dem Text als Ganzem, sondern seinen inneren Organen: Formulierungen, Perspektiven, stilistische Mittel, für besonders gewitzt gehaltene Dialoge, Twists, Handlungsstränge usw. – nichts ist vor dem ›Nein‹ der LektorIn sicher. Und wer es richtig machen will, macht gleich zwei dieser Leidensgänge.
Kurz am Rande und nur der Vollständigkeit halber seien dem Selfpublisher in spe noch folgende Absagen prognostiziert:
Grafikdesigner zu deinem Coverwunsch: Ach so, nein, das lässt sich so nicht umsetzen.
Buchsetzer (Print) zu deiner Lieblingsschriftart: Den Font darfst du nicht verwenden.
Buchsatz-Agentur (E-Book) zu diversen Punkten: Keine Ahnung, aber es geht nicht.
Druckerei: Nicht zu dem Preis./ In dem Format nicht möglich. / Keinesfalls im Juli noch. / etc.
Amazon Support: Danke für ihre Nachricht – wir melden uns umgehend bei Ihnen.
Und schließlich die Absagen der Leserschaft. Nicht unbedingt durch negative Rückmeldungen, nein, durch bloße Ignoranz.
Keine aktive, du wirst nicht bewusst verschmäht, viel eher geht dein Buch ungesehen unter, versinkt in den Wellen des weiten Belletristik.
Eine letzte schallende Ohrfeige, eine tausendstimmige Absage all der LeserInnen, denen du doch so viel von dir gegeben hast.
Ein bissel traurig, oder?
Na, nun, es bleibt die Hoffnung. Vielleicht fischt jemand eines Tages deinen Text doch noch heraus, erkennt den Schatz und tut ihn kund.
Oder du schreibst eben noch ein Buch.
Dass wir uns nicht missverstehen:
Viele dieser Absagen sind elementar wichtig, heilend und deinem Buch überaus zuträglich. Und doch bleiben es Absagen. Und jeder, der schreibt oder schreiben will – und dies über den Dunstkreis des eigenen Schreibtischs hinaus – ist gut beraten, sich für sie wappnen.
Schreiben ist Leiden ist Leidenschaft.
Leidend
Foe
- Name:
- Susanne
- Datum:
- Mittwoch, 04.12.2024 um 08.50:42 Uhr
- Feedback:
- Ich sehe weniger die Absagen als Problem. Natürlich habe auch ich viele Momente, wo ich nach einer erneut ausbleibenden Antwort, demotiviert bin und überlege, ob es noch Sinn hat, weiter zu versuchen, meine Texte in die Welt zu schicken. Aber dann setze ich mich wieder hin, schreibe etwas Neues, oder etwas ganz Anderes, probiere wieder und wieder. Ich sage mir, je mehr ich um etwas kämpfen muss, desto besser werde ich in dem, was ich dafür tue es zu bekommen. Jede Absage nehme ich als Ansporn, besser zu werden.
Was mich aber wirklich runterzieht, sind die Angaben: "Wir nehmen keine unverlangt eingesandten Manuskripte mehr an.", die inzwischen bei immer mehr Verlagen und auch bei Agenturen auf der Website stehen. Wenn niemand mehr neue Autoren eine Chance gibt, bleibt nur das Selfpublishing, falls man dazu das nötige Geld und auch die nötige Begabung hat.
- Name:
- Stefan
- Datum:
- Sonntag, 01.12.2024 um 16.55:18 Uhr
- Feedback:
- Für alle, die Schreiben:
Als Kind fallen wir hin, während wir zu gehen anfangen. Jedes Mal stehen wir wieder auf, machen weiter, probieren es noch einmal, bis wir das Gehen beherrschen. Zunächst wackelig, dann sicherer.
Im Tanzen sagen wir unseren Schüler*innen, dass der Mensch Bewegungen bis zu 700 bis 1.000 Mal wiederholen muss, bis sie in sein Muskelgedächtnis übergangen sind. Als Kleinkinder fiel uns das Lernen leicht, weil wir uns nicht so viel dabei gedacht haben; je mehr wir denken, desto mehr überdenken wir.
Ich sag‘ nicht, dass wir 700 Bücher schreiben müssen, um einmal zu veröffentlichen, aber wir dürfen nicht vergessen, warum wir schreiben: in erster Linie, weil es uns Spaß macht. Wir sind immer in den Dingen gut, die wir für uns selbst machen. Findet jemand anderer daran gefallen, sollen sie halt, aber wir machen es für uns.
Absagen und Zurückweisungen sind Teil unseres Lebens. Ein Auszug aus meinem Leben:
In der Volksschule wurde mir eine Rechtschreibschwäche diagnostiziert. Im Gymnasium dann Legasthenie. Dass heute meine Texte korrekt geschrieben sind, liegt nicht an Rechtschreibprogrammen, sondern an der Übung.
Im Gymnasium hat mir meine Englischlehrerin gesagt, dass ich die letzte Klasse nicht schaffen würde. Die Mature/Abitur habe ich dann in Englisch mit einer 3 abgeschlossen.
Als ich geheiratet habe, hat meine Familie einen Aufstand gemacht, weil ich den Nachnamen meiner Frau angenommen habe. Ich hab‘s trotzdem getan und die Entscheidung nie bereut.
Als wir uns scheiden haben lassen, blieben wir befreundet, weil wir gut miteinander ausgekommen ist und uns nur nicht mehr geliebt haben. Jetzt sind wir immer noch eng befreundet und sie (und ihr neuer Mann plus ihre Mama) sind nach wie vor Familie für mich.
Erst vor Kurzem hat mein alter Arbeitgeber mein Dienstverhältnis ausgelöst, ich hab‘ mir gesagt „Zeit für was Neues!“ und mir einen Job gefunden, der mir besser gefällt.
Arbeit, Hobby, Beziehung, Familie … überall treffen wir auf Widerstände, das können wir nicht beeinflussen. Wir können nur beeinflussen, wie wir damit umgehen.
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